Valerias Winterwünsche

»Auch wenn es (nicht) unser Zuhause ist, so brauchen wir alle doch immer eins: Liebe und Halt«

Früher wurde ich immer gefragt, was ich mir von einer Fee wünschen würde, wenn ich drei Wünsche frei hätte. Hier sind meine drei Winterwünsche.

Text und Bilder von Valeria Anselm

Ein paar Worte vorab:

Dezember bedeutet für mich einerseits die schönste und andererseits die herausforderndste emotionale Zeit des Jahres. Aber eben auch die schönste. Und wenn ich jetzt so auf dieses Jahr zurückblicke, dann weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Welche der 32 Lesungen die schönste war. Welcher Workshop, welche Zusammenarbeit, welche die liebsten Worte waren, die mich auf unterschiedlichsten Wegen erreicht haben.
Und wenn ihr/Sie diesen Text lest, dann seid ihr irgendwie ein Teil meines 2023 gewesen.

Ein Buch zu schreiben und damit in ganz Deutschland Lesungen geben zu dürfen ist so besonders für mich. Und so herausfordernd, das will ich nicht vorenthalten, denn immer wieder über so schlimme Zustände zu reden, ist anstrengend... Aber das muss ich euch auch gar nicht erzählen.

Warum ich eigentlich diesen Text schreibe:
Es ist ein Danke. Ein Danke an euch, eure Zeit, euer Vertrauen und eure offenen Räume.
Dafür, dass ihr mir zuhört.

Wunsch Eins:
An die Fachkräfte

Aber vor allem war mein Gedanke, dass Dezember nicht nur für mich die schönste und herausforderndste Zeit ist. Das wisst ihr. Und ich auch. Und ich habe mich gefragt, was es braucht in dieser Zeit, für die Kinder und Jugendlichen in der Jugendhilfe, und auch sonst an jedem Tag. Und es braucht noch so viel. Meine Gedanken schweifen so oft zu den KiJu, die ich kennenlernen durfte überall im Land. Aber auch zu denen, die ich nicht kenne. Und mein Herz bricht und lächelt gleichzeitig, weil das so besondere Kinder sind, mit denen ihr oder eure Studis oder wie auch immer, zu tun habt.

Deswegen wünsche ich mir, dass sie auch den Raum bekommen, den sie und ihre Stimmen verdienen. Ich wünsche mir, dass sie sich gesehen und gehalten fühlen. Wir vergessen in der Sozialen Arbeit oft, dass es doch eigentlich vor allem um Liebe und Wärme geht. 

An Weihnachten fällt das manchmal wieder ein, wenn die Tage kälter und die Herzen wärmer werden.
Und wünsche mir, dass eure Kinder sich an jedem Tag im Jahr gesehen und geborgen fühlen. Denn auch wenn es (nicht) unser Zuhause ist, so brauchen wir alle doch immer eins: Liebe und Halt.
Und dann noch Raum zum Wachsen, gehört und gesehen werden.

Also vielleicht ist Weihnachten auch eine besinnliche Zeit, in der die Fachkräfte schweigen und die Kinder reden dürfen.

Naja, so viel von mir. Ich denke an euch und vor allem an alle die besonderen Kinder und Jugendlichen und schicke in die Ferne ganz viel Liebe.

Wunsch Zwei:
An alle um uns herum

Jugendhilfe betrifft nicht alle von uns, ich weiß.
Meine Stories treffen nicht alle – zum Glück. Und doch weiß ich, wie ohnmächtig man sich manchmal fühlen kann. Dabei ist es manchmal ganz leicht, zu helfen. Ihr könnt zuhören, da sein. Hinschauen und über das Thema reden. Je mehr Menschen über uns Bescheid wissen, desto mehr Druck erzeugt es auf Machthabende, desto weniger sind wir mit Vorurteilen konfrontiert.
Und schlussendlich komme ich zurück zu meinem Standard: Wir brauchen Arme, die uns halten.

Vielleicht kannst du nicht viel geben, aber ein bisschen. Und ein bisschen ist ein bisschen mehr als Nichts. Ich wünsche mir für jedes Kind eine Person, die bleibt.
Und viele, die zumindest zeitweise da sind.
Ich weiß, dass es hilft. Ich weiß, wie viele verschiedene Leute mich begleitet haben und ihr wärt vielleicht überrascht wie viel euer „bisschen“ für mich ausmacht und wie oft ich an euch denke.

»Ich wünsche mir, dass du dich niemals alleine fühlen musst. Lass uns Spaces nutzen und schaffen, die für uns da sind. «

Wunsch Drei:
Für die (ehemaligen) Kinder

Manchmal frage ich mich, wieviel Liebe in drei Worte passt. Und doch steckt mein ganzes Herz in der Widmung meines Buches. „Für die Kinder“. Die, mit denen ich aufgewachsen bin, aber auch alle anderen. Ich durfte dieses Jahr so viele von euch kurz oder länger begleiten, kennenlernen.
ich erinner mich an so besondere Momente. Momente aus meinen Lesungen, Momente aus Lesungen und Geschichten von anderen, z.B. Careleaving Storys oder aus wilden Tanzabenden.
Und überall da, wo ihr seid, ist auch mein Herz und es gibt nichts, was ich mir so sehr wünsche wie alle Liebe der Welt für euch.
Weil ihr so viel wert seid.

Ich wünsche mir, dass ihr eure Stimmen nutzen könnt, euch aufregt, wütend seid, schreit, weint und später vielleicht mit uns zusammen lacht.
Und ich wünsche mir, dass du dich niemals alleine fühlen musst. Lass uns Spaces nutzen und schaffen, die für uns da sind.

Teilen und Reden hilft – also feel free: Mein Instafach freut sich immer über Worte.

Und dann wünsche ich mir, dass wir alle zusammen irgendwann während des Stromausfalls auf den Tischen tanzen beim Careleaver*-Festival.