Kooperation mit der
Die Brückensteine Careleaver haben mit der SRH Berlin University of Applied Sciences einen starken Kooperationspartner im Sommer 2022.
15 Studierende der SRH Berlin School of Design and Communication tauchten gemeinsam mit den Dozierenden Prof. Ricarda Wallhäuser und Prof. Ralf Kemmer in das Themenfeld Leaving Care ein und entwickelten Ideen, um die breitere Öffentlichkeit für die Herausforderungen und Lebensrealitäten von Careleavern zu sensibilisieren. Dabei traten sie unter anderem mit Mitgliedern des Careleaver-Rats in den Austausch und erarbeiteten schließlich in drei Gruppen verschiedene Kampagnenkonzepte und -designs.
Wir freuen uns sehr, die Ergebnisse dieser Kooperation hier präsentieren zu dürfen und bedanken uns ganz herzlich bei allen engagierten Teilnehmenden für diese Möglichkeit, unsere Kräfte zu bündeln, um die Thematik Leaving Care bekannter zu machen.
Foto: Plakat-Entwurf der Gruppe 3
Wie alles begann...
Brückensteine Careleaver setzt konsequent auf sektorübergreifende Kooperationen. Bei unseren Aktivitäten suchen wir stets den Blick über den Tellerrand weil wir glauben, dass langfristige positive Wirkungen im Bereich Leaving Care nur dann gelingen, wenn wir das Thema aus der Jugendhilfe-»Bubble« holen.
In einem Gespräch zwischen Helena Knorr, Projektmanagerin vom Brückensteine Fellowship AWAKE und Ralf Kemmer, Professor für Kampagnen- und Kommunikationsplanung an der SRH, entstand die Idee einer Zusammenarbeit. Die SRH legt seit jeher einen Schwerpunkt auf praxisorientiertes Lernen und setzt regelmäßig Seminare in Kooperation mit Sozialen Projekten um, um für sie verschiedene Kampagnenstrategien zu entwickeln. Und so kam es zum interdisziplinären Praxisseminar zwischen SRH und Brückensteine Careleaver im Sommersemester 2022.
...was wir erreichen wollten...
Die Ziele unserer Kooperation legten wir im Vorfeld der konkreten Seminararbeit gemeinsam mit der SRH fest:
...und wie wir
vorgegangen sind
Zum Start der Kooperation im April 2022 wurden wir von den Seminarleitenden Prof. Ricarda Walläuser und Ralf Kemmer eingeladen, uns vorzustellen: Ella Vaas, Projektkoordinatorin und Trainerin bei Social Impact gGmbH und Brückensteine Careleaver, Lotte Barthelmes, Kommunikationsmanagerin bei Brückensteine Careleaver, sowie Teida Vera Heerdegen, Koordinatorin des Brückensteine Careleaver-Rats besuchten für ein erstes Kennenlernen die SRH am Berliner Moritzplatz.
Hier berichtete Teida, selbst Careleaverin, den Studierenden von der strukturellen Ungleichbehandlung junger Menschen mit Jugendhilfeerfahrung und von den vielen Herausforderungen und Stigmatisierungen, mit denen Careleaver schon in jungem Alter konfrontiert werden.
Nach einem Ideen-Pitch der Brückensteine Careleaver entschieden sich schließlich 15 Studierende dazu, die Herausforderung anzunehmen: sie entwickelten verschiedene Ansätze für eine Awareness-Kampagne, um auf die Lebensrealitäten von Careleavern aufmerksam und den »Careleaver«-Begriff bekannter zu machen.
Vom leeren Blatt zum überzeugenden Konzept
Die Konzeptphase begann mit Fragestellungen. Wer sind eigentlich »Careleaver»? Was sind ihre Hürden? Wie könnte eine Awareness-Kampagne gestaltet sein und wie können Careleaver aktiv in diesen Prozess miteingebunden werden?
Unsere Aufgabe war es, den Studierenden als inhaltlicher »Sparring«-Partner zur Seite zu stehen und ihnen zu ermöglichen, Ideen zu vertesten, mit Nutzer*innen zu sprechen und Input bei gemeinsamen Working Sessions zu geben.
Im weiteren Prozess...
...wurden zum Beispiel mehrere Umfragen per Online-Fragebogen und Instagram durchgeführt. Es trafen sich SRH-Studierende, Brückensteine-Team und ehrenamtlich engagierte Careleaver*innen aus dem Careleaver-Rat und Brückensteineprojekten mehrmals in Präsenz und Online, um regelmäßig Feedback einzuholen, sich auszutauschen und die Konzepte zu verfeinern. In drei verschiedenen Studierenden-Gruppen entstanden schließlich mehrere Kampagnenkonzepte, die wir hier präsentieren dürfen.
Awareness schaffen?
Der erste Schritt
heißt Aufklärung!
Alina Streiss, Emily Gneist, Claudia Lienhart und Alena Suntornprapat entwickelten zunächst eine Online-Umfrage. Sie richtete sich vor allem an Menschen, die mit der Thematik Leaving Care bisher noch keine Berührungspunkte hatten. So wollten sie herausfinden, was mit dem Begriff »Careleaver« assoziiert wird und ob den Teilnehmenden der Umfrage die strukturellen Hürden und Herausforderungen von Careleavern bewusst sind. Die Umfrageergebnisse bildeten das Gerüst ihres Konzepts.
Hier geht's zu den Ergebnissen:
Information auf die Hand?
Vom Konzept zum Produkt
Die Umfrageergebnisse wurden in ein Chatformat übertragen und die vier Studierenden designten einen Flyer, der einerseits informieren und aufklären und andererseits auf die Angebote der Brückensteine Careleaver aufmerksam machen soll. Der Flyer kann zum Beispiel in Jugend- oder Bezirksämtern, in Careleaver-Wohngruppen oder auch Bildungseinrichtungen verteilt werden.
Die ganze Ergebnispräsentation der Gruppe 1 im PDF:
Authentizität schaffen?
Careleaver für sich sprechen lassen!
Marie Rückert, Paulina Giloy, Marina Ljubas und Mariam Salama begannen ebenfalls mit einer Umfrage – und zwar auf der Plattform, wo sich die Zielgruppe selber viel bewegt: Instagram. Sie entwickelten Feedback-Fragen an die Community des Brückensteine-Instagramkanals und brachten so wertvolle Erkenntnisse zutage. Zum Beispiel wünschen sich die Follower mehr Content für Menschen, die den Begriff »Careleaver« noch nicht kennen oder würden gern mehr Vorbilder mit Careleaving-Biografie sehen. Die Umfrageergebnisse flossen ins Konzept der Gruppe ein.
Hier geht's zur Insta-Umfrage:
Realitätscheck gefällig?
Starke Zitate im Fokus!
Die Realität von Careleavern ist oft schockierend. Die Zitate sollen aufrütteln und nachdenklich machen und vor allem: die Betroffenen für sich selbst sprechen lassen. Die Designs funktionieren sowohl in Print als Plakatserie als auch online in Form einer Social Media Kampagne. Der »Handschift-Look« vermittelt Authentizität und Nahbarkeit. Der Farbfilter sorgt für Wiedererkennungswert.
Die ganze Ergebnispräsentation der Gruppe 2 im PDF:
Zwei Kampagnenziele? Zwei Zielgruppen!
Kampagne ist nicht gleich Kampagne!
Lucas Dittmann, Anabel Faust, Michael Grinblat, Sarah Lichtenstern, Louis Link, Paula Renner und Alexander Vaatz haben sich zwei unterschiedlichen Kampagnenzielen gewidmet und daraus zwei Kampagnenansätze entwickelt. Durch die Out of Home Kampagne mit starken Slogans auf Plakaten soll der »Careleaver«-Begriff bekannter gemacht werden. Und durch die Social Media Kampagne eines*r Careleaver-Influencer*in sollen Careleaver auf die Angebote der Brückensteine Careleaver aufmerksam gemacht und die eigene Community gestärkt werden. Für die Kampagnen hat Gruppe 3 zwei Personas erstellt.
Persona für Out of Home Kampagne: Das ist Jochen. Jochen wird durch ein Plakat auf den Begriff »Careleaver« aufmerksam und informiert sich, indem er über den QR-Code auf die Brückensteine Careleaver Webseite gelangt. Er will vor allem erstmal verstehen, was ein »Careleaver« ist und warum er nicht mehr »Heimkind« sagen sollte.
Persona für Social Media Kampagne: Das ist Hanna. Hanna wird durch eine Careleaver-Influencerin auf Instagram auf die Schmerzpunkte und strukturellen Ungerechtigkeiten von Careleavern aufmerksam. Sie möchte sich auf ihrem eigenen Kanal für Careleaver einsetzen und teilt den Content sowie die Hashtags der Influencerin.
Zwei Zielgruppen? Zwei Kampagnen!
Digital & Analog etwas bewegen
Gruppe 3 ist überzeugt: junge Menschen lassen sich am besten über Social Media erreichen. Ein*e Careleaver-Influencer*in, der*die aus ihrem persönlichen Alltag berichtet und dabei sowohl Careleaver als auch allgemein junge, interessierte Menschen anspricht, wäre eine lohnenswerte Kampagnenpartnerschaft für alle Seiten. Um jedoch Jochen nicht zu vergessen, haben die Studierenden der Gruppe 3 eine Plakatserie entwickelt, die den Begriff einführt, erklärt und dazu anregt, sich weiter zu informieren. So sind Jung und Alt abgeholt: Digital und Analog!
Die ganze Ergebnispräsentation der Gruppe 3 im PDF:
Und jetzt?! Unsere LEARNINGS
»Careleaver«?
Noch nie gehört!
Teidas persönlicher Erfahrungsbericht stieß bei den Studierenden einerseits auf Unwissen und andererseits auf Entrüstung. Vom Begriff »Careleaver« hatte noch niemand etwas gehört. Es bestätigte sich hierdurch für uns ein ums andere Mal die kommunikative Herausforderung:
Wir wollen das selbst- und fremdstigmatisierende Narrativ vom »Heim« und »Heimkind« mit all den eingeschriebenen Vorurteilen nicht noch mehr reproduzieren – doch bei neuen Begriffen wie Leaving Care, Careleaver oder Care Receiver handelt es sich nach wie vor um blinde Flecken, denen gesamtgesellschaftlich bislang kaum Aufmerksamkeit zuteil wird. Insbesondere deshalb muss die Beteiligung der Betroffenen zum Standard werden, wenn es um Angebote oder Produkte geht, in denen ihre Biografieerfahrungen im Vordergrund stehen. Sie selbst sprechen lassen und mit ihnen – statt über sie – zu sprechen ist essenzieller Teil unseres Auftrags.
Ein neues Positiv-Narrativ zu schaffen, ist und bleibt eine spannende kommunikative Aufgabe, der nicht nur wir als Brückensteine Careleaver uns stellen müssen und wollen. Kooperationen wie diese sind ein wichtiger Schritt, um unsere Kräfte für diese Herausforderung zu bündeln.
In diesem Zusammenhang sind wir besonders dankbar für das Feedback und die Kommunikationsideen der SRH-Dozierenden und Studierenden.