Matthias Hild:

»Es bildet sich gerade eine Careleaver-Community mit Energie für neue Ideen – die müssen wir abholen.«

Die sogenannte »Backbone«-Funktion der Initiative Brückensteine Careleaver hat ein Team übernommen, das zur Social Impact gGmbH gehört. Aber was heißt das genau? Und was ist das Besondere an einem Collective Impact? In diesem Interview geben Lea Buck und Matthias Hild einen Einblick in die Arbeit und verraten, was sie für ihren Job begeistert.

Hallo Lea und Matthias, wie würdet ihr als Kollegen einander beschreiben?

Lea: Matthias ist immer voller Tatendrang, wenn es darum geht neue Lösungen auszuprobieren. Außerdem hat er einen guten trockenen Humor und ist wahnsinnig schnell und effizient.

Matthias: Lea arbeitet total strukturiert, hat immer alles auf dem Zettel und kann zum Glück über meine Witze lachen. (lacht)

Wie seid ihr zu Brückensteine Careleaver gekommen und was genau macht ihr da?

Matthias: Ich war 2014 – 2017 bereits Werkstudent bei Social Impact. Und einige Jahre später bekam ich eine Email, ob ich nicht Lust hätte wieder einzusteigen und mit Lea gemeinsam diese Koordinierungsplattform aufzubauen. Im Rahmen der Initiative kümmere ich mich aktuell viel um den Aufbau einer Digitalen Plattform. Das machen wir mit Careleavern und der Hamburger Firma ORBIT zusammen und macht riesigen Spaß. Ich bin außerdem Ansprechpartner für die zwei materiellen Fonds (die Careleaver-Seminarreihe und Selbstorganisation von Careleavern), organisiere die Netzwerktreffen des ganzen Verbundes und kümmere mich um den Aufbau der internationalen Vernetzung.

Lea: Ich war vorher viele Jahre in einer Stiftungsberatung tätig, was mir auch immer viel Spaß gemacht hat, aber es war Zeit für eine Veränderung. Das Thema Leaving Care ist mir immer wieder über den Weg gelaufen und ich war daran total interessiert und sofort motiviert, mich tiefer damit zu befassen. Zum anderen habe ich in meiner Tätigkeit vorher Kunden häufiger empfohlen, stärker nach einem Collective Impact Ansatz zu arbeiten. Daher war es für mich eine spannende Herausforderung, das nicht nur anderen zu raten, sondern selber in der Praxis umzusetzen.

Und was sind konkret deine Aufgaben, Lea?

Lea: Meine Aufgabenbereiche sind die strategische Weiterentwicklung, die Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam mit unserer Werkstudentin Lotte Barthelmes und außerdem alles im Bereich Wirkung, dazu gehören unter anderem Einzelevaluationen der Brückensteinprojekte sowie der Aufbau eines übergreifenden Wirkungsmodells und Monitorings über ein digitales Tool, das alle Projekte gemeinsam nutzen.

»Wir können neue Ideen entwickeln, die nicht nur von einer einzigen Organisation kommen, sondern immer etwas breiter gedacht und angelegt sind.«

Lea Buck

Welche Rolle spielt die Social Impact gGmbH in der Initiative Brückensteine Careleaver?

Lea: Social Impact ist die sogenannte »Backbone-Organisation« der Initiative. Das heißt, wir sind dafür zuständig, dass die Koordination zwischen den einzelnen Partnern funktioniert, dass wir voneinander und miteinander lernen, aufeinander abgestimmt arbeiten und jeder das macht, was er am besten kann. Und neben dieser koordinierenden Funktion sind wir auch dafür zuständig, übergreifende Projekte, die nicht nur von einem Partner lokal oder themenspezifisch umgesetzt werden, zu koordinieren und umzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel die Digitale Plattform, die Fonds und die Öffentlichkeitsarbeit und in den nächsten Monaten kommen sicherlich noch viele spannende Projekte hinzu.

Was zeichnet die Initiative Brückensteine Careleaver eurer Meinung nach aus?

Matthias: So weit mir bekannt ist, ist das in Deutschland der erste Zusammenschluss von Projekten, die diese vielen Herausforderungen, die Careleaver haben, auf je unterschiedliche Art und Weise angehen und sich gleichzeitig im Verbund dazu austauschen. Dadurch werden die Kräfte gebündelt und das ist, glaube ich, bisher einmalig in Deutschland und zeichnet uns aus.

Das heißt, das besondere ist dieser Collective Impact Ansatz?

Lea: Genau! Ich denke, dadurch, dass wir so viele verschiedene und tolle Partner dabei haben, decken wir einfach eine große Spannbreite an Lösungsansätzen für Herausforderungen ab, mit denen Careleaver konfrontiert sind. Wir können neue Ideen entwickeln, die nicht nur von einer einzigen Organisation kommen, sondern immer etwas breiter gedacht und angelegt sind und dadurch eine größere Wirkung erzielen können.

Matthias: Das Alleinstellungsmerkmal von unserem Collective Impact Ansatz ist zudem, dass wir überregional arbeiten. Es gibt schon andere Collective Impact Initiativen, aber die haben einen regionalen Fokus bzw. sind Dächer für regionale oder lokale Initiativen. Und wir legen zwar einen Schwerpunkt auf Ostdeutschland (Fördergebiet der DROSOS STIFTUNG), sind aber grundsätzlich bundesweit ausgerichtet.

     

»Von der Lebenswelt junger Menschen aus zu denken und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen – das ist eine sehr spannende Arbeit, die mich motiviert.«

Matthias Hild

Was ist für euch im Job die größte Motivation?

Matthias: Ich mach das mal am Beispiel der Digitalen Plattform, die ein Teilprojekt von uns ist, fest: es ist für mich eine große Motivation die Potenziale der Digitalisierung für den Bereich Leaving Care auszuloten, weil gerade dort digital noch ziemlich wenig gemacht wird. Von der Lebenswelt junger Menschen aus zu denken, sie bei Projektentwicklungen als Experts of Experience dabei zu haben und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen – das ist eine sehr coole und spannende Arbeit, die mich motiviert.

Lea: Bei mir sind das zwei Ebenen. Zum einen sind es wirklich die Careleaver, die mich inspirieren und motivieren: die persönlichen Geschichten, die ich mitbekomme, die beeindruckenden jungen Menschen, die ich da kennenlerne und wo ich jedes Mal denke: Wahnsinn, was die trotz der Steine, die ihnen teilweise in den Weg gelegt werden, leisten!
Zum anderen finde ich es spannend verschiedene Systeme durch den Collective Impact Ansatz zusammenzuführen: wir haben die öffentliche Jugendhilfe in Deutschland und setzen nun zivilgesellschaftliche Angebote daneben. Die sind nicht dafür gedacht, die Jugendhilfe aus der Pflicht zu nehmen, sondern flexible zusätzliche Unterstützung zu schaffen und hoffentlich auch zu inspirieren. An dieser Schnittstelle zu sein ist für mich sehr motivierend.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft der Initiative?

Lea: Es gibt uns jetzt ja ziemlich genau ein Jahr, in dem wirklich viel passiert ist und ich wünsche mir, dass wir weiter wachsen, dass alle »Kooperationspflänzchen«, die gerade sprießen noch stärker und größer werden und natürlich, dass das alles zu einer signifikanten Verbesserung der Situation von Careleavern beiträgt.

Matthias: Ich stimme Lea zu und finde außerdem ganz wichtig, die Nachhaltigkeit der Aktivitäten in den Blick zu nehmen. Wir haben Projekte, die unglaublich gute Arbeit leisten und durch unsere Aktivitäten bildet sich gerade eine Community an Careleavern, die eine coole Energie für neue Ideen hat – die müssen wir abholen. Es ist wünschenswert, dass Effekte verstetigt werden. Dass all das auch in größere Strukturen wirken wird, die Förderung durch DROSOS also wirklich den Anstoß gegeben hat und Leute sagen »Hey, dass finde ich spannend! Wie können wir da zusammen weitermachen?« Ich wünsche mir, dass wir zu einer gesellschaftlichen Sensibilisierung fürs Thema Leaving Care beitragen.